Zuweiser
Die ordentliche Delegiertenversammlung der Stiftung Spital Thusis stimmte einem Namenswechsel zu. Neu heisst die Stiftung „Gesundheit Mittelbünden“. Ebenfalls genehmigt wurden das Investitionsprojekt Intermediate Care für 1.7 Millionen Franken und eine langfristige Finanzplanung. Neu in den Stiftungsrat gewählt wurden Gaby Ulber (Lantsch/Lenz) und Kilian Margreth (Vaz/Obervaz).
Präsident Curdin Capaul führte die Delegierten der Gesundheitsversorgungsregion Albula/Viamala durch die ordentliche Delegiertenversammlung. Zum zweiten Mal mit dabei waren die im Krankenpflegegesetz neu zugeteilten Gemeinden Vaz/Obervaz, Lantsch/Lenz und Schmitten. Direktor Reto Keller berichtete zu Beginn über die wichtigsten Kennzahlen des Jahres 2021.
Im Bereich Spitex stieg die Anzahl der Klienten zwar weiter an, wegen Austritten von betreuungsintensiven Klienten sank aber die Anzahl der verrechneten Stunden. Beim Mahlzeitendienst konnten wiederum Rekordzahlen erreicht werden. Im Spital war die erste Hälfte des Jahres auf Grund der Corona-Situation sehr schwierig. Da weniger Wintertouristen in der Region verweilten, war die Belegung im Winter eher tief. Im zweiten Halbjahr haben sich die Fallzahlen sehr positiv entwickelt, sodass der Rückstand auf das Soll deutlich reduziert werden konnte. Die Entwicklung im ambulanten Bereich ist weiterhin hervorragend. Im 2021 wurden 20% mehr Leistungen erbracht als im ebenfalls schon starken Vorjahr. Das Wachstum betrifft fast alle Bereiche. Leider bringt dieser Zuwachs finanziell wenig, da der ambulante Bereich nicht kostendeckend, als Eintrittsschwelle in den stationären Bereich aber von höchster Wichtigkeit ist. Erfreulich ist auch der starke Anstieg der Einsätze der „rettung mittelbünden“. Von den Stützpunkten Savognin, Tiefencastel und Thusis aus wurden 1‘543 Einsätze geleistet, auch das sind 20% mehr als im Vorjahr. Eine eindrückliche Kennzahl ist auch die Zahl der 29‘627 Corona-Impfungen. Das kleine Team hat phasenweise über 1‘000 Impfungen pro Woche verabreicht.
Die Jahresrechnung im Bereich Spital schloss mit einem Defizit von CHF 719‘801.19. Das ist deutlich tiefer als im Vorjahr und auch besser als budgetiert. Das Defizit im Bereich Spitex ist leicht höher als prognostiziert und beträgt CHF 436‘781.52. Neu zur Stiftung gehören seit dem 01.01.2021 die beiden Praxen Spada in Andeer und Kinderarztpraxis Feldstrasse in Thusis. Das erste Jahr war mit Investitionskosten verbunden, die im Gegensatz zu einer privaten Praxis direkt abgeschrieben werden müssen. Damit die Gemeinden im Einzugsgebiet der Praxis Spada nicht belastet werden müssen, hat uns die Stiftung Spada grosszügig unterstützt. Die Initialkosten mit der Anschaffung von vielen Geräten wurden von der Stiftung Spada finanziert und der Praxis zur Nutzung übergeben. Der Verlustvortrag wurde im Sinne eines zinslosen Darlehens vorfinanziert. Erfreulicherweise haben sich die Kennzahlen in den ersten Monaten des zweiten Betriebsjahres bereits merklich verbessert. In der Kinderarztpraxis musste neben dem Initialaufwand von ca. CHF 180‘000.- auch ein Defizit in der Höhe von ca. CHF 200‘000.- registriert werden. Die Rekrutierung von Kinderärzten gestaltete sich als äusserst schwierig. Das Überleben der Praxis konnte nur dank dem ausserordentlichen Einsatz der ärtzlichen Leitung Nadège und Werner Krafft und ihrem Team gewährleistet werden. Seit 01.01.2022 ist mit Christian Mann ein zusätzlicher erfahrener Facharzt in der Praxis tätig. Der Erlös konnte in den ersten fünf Monaten 2022 um 46% erhöht werden. Die effektive Belastung der Trägergemeinden beläuft sich auf CHF 1‘882‘525.82. Die Betriebsrechnung und die Bilanz wurden von den Delegierten verabschiedet.
Zur Stiftung Spital Thusis gehören neben dem Spital auch die Bereiche Spitex, Praxis Spada und Kinderarztpraxis Feldstrasse. Gemeinsam mit dem Center da Sanadad Savognin SA wird die rettung mittelbünden betrieben. Auch die Elternberatung und das Zels (Zentrum für Leistungsdiagnostik und Sportmedizin) sind Teil der Stiftung Spital Thusis. All diese Bereiche wurden bis anhin unter dem Namen Stiftung Spital Thusis geführt was verwirrend wirkt und für Mitarbeitende wenig Identität schafft. Damit die bestehenden starken Marken nicht verändert werden müssen, haben sich die Verantwortlichen entschieden, eine Dachmarke zu schaffen. Die Stiftung soll neu den Namen „Gesundheit Mittelbünden“ tragen und als Marke sichtbar werden. Die Delegierten genehmigten die Namensänderung und somit die Anpassung der Stiftungsurkunde.
Die Finanzierung war in den vergangenen Monaten ein akutes Thema. Die von den Gemeinden nicht eingeholten Investitionsbeiträge 2003 – 2011 (4.7 Millionen) haben zu einer Unterfinanzierung geführt. Die vor 3 Jahren beschlossenen Rückzahlungstranchen von ca. CHF 300‘000 erwiesen sich als zu klein. Für die Liquidität ebenfalls problematisch war die um ein Jahr verzögerte Zahlung der Defizite im Spitalbereich. Neu soll das mit À-Cto.-Zahlung im laufenden Jahr vorfinanziert und nach Vorliegen des Jahresabschlusses ausgeglichen werden. In einer langfristigen Finanzierungsplanung wurde die Umstellung der Methodik auf die Gegenwartfinanzierung und die Rückzahlung der Altlasten bis ins Jahr 2027 vorgestellt. Die neuen Trägergemeinden sind von diesen Nachzahlungen nicht betroffen. Die Delegierten zeigten sich nach ausführlichen Informationen und den beantworteten Fragen einstimmig einverstanden mit der Finanzplanung.
Für viel Gesprächsstoff sorgt auch das Investitionsprojekt Intermediate Care (IMC). Die IMC ist das Bindeglied zwischen einer Intensivpflegestation und der Normalstation. Sie ist für Patienten konzipiert, deren Erkrankung einen hohen Überwachungs- und Betreuungsaufwand verursacht, die jedoch nicht im eigentlichen Sinne intensivpflichtig sind, beispielsweise eine künstliche Beatmung benötigen. Bisher war in Thusis nur eine einfache Überwachung möglich. Mit einer IMC könnten zahlreiche Patienten, die bisher ins Zentrumsspital transportiert werden mussten, im Regionalspital behandelt werden. Auch für die Überwachung nach grösseren Operationen bedeutet das eine Qualitätssteigerung. Weiter gewinnt das Spital Thusis durch die Intermediate Care an Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt, was in Zeiten des Fachkräftemangels von hohem Wert ist. Die IMC soll durch einen Umbau auf dem 3. OG platziert werden. Die stationäre Pflege wird auf diesem Geschoss konzentriert, was für effizientere Abläufe sorgen soll. Auf dem 2. OG werden die ärztlichen Dienste mit allen internen Sprechstunden zusammengefasst. Das Projekt kostet 1.7 Millionen Franken. Durch die Erhöhung der Fallzahlen ist die Refinanzierung gewährleistet, die Trägergemeinden sollen mittelfristig finanziell entlastet werden. Die Delegierten genehmigten geschlossen die Umsetzung dieses wichtigen Projektes.
Auf Antrag der neuen Trägergemeinden Lantsch/Lenz und Vaz/Obervaz wurde der Stiftungsrat verstärkt. Neu ergänzen Gaby Ulber und Kilian Margreth das Gremium.
Bild: Stiftungsratspräsident Curdin Capaul und Direktor Reto Keller begrüssen Gaby Ulber und Kilian Margreth im Stiftungsrat der Stiftung Gesundheit Mittelbünden.